Pflegekräftemangel | Landesregierung seit 5 Jahren säumig
Bürgermeister-Stellvertreterin Anja Hagenauer forderte die Landesregierung auf, endlich in die Ausbildung der Pflegekräfte zu investieren. Die Pflegeplanung und -ausbildung liegt in der alleinigen Zuständigkeit des Landes. Der verantwortliche Gesundheitsreferent Christian Stöckl versucht sich aber aus der Affäre zu ziehen – die Gemeinden müssten eben noch aktiver werden. Grotesk – wo doch seinen eigenen Kliniken vor wenigen Wochen noch selber medial vom Pflegemangel berichtet und düstere Prognosen gezeichnet haben. SPÖ- Gesundheitssprecherin Gemeinderätin Sabine Gabath mahnt: „Wenn es so weitergeht, werden wir bald einen derartig gravierenden Pflegekräftemangel haben, dass die derzeit hohe Qualität der Pflege nicht mehr gewährleistet werden kann. Schon jetzt gibt es in der mobilen Pflege teils wochenlange Wartezeiten.“
Pflegekräftemangel – „MitarbeiterInnen können sich nicht zweiteilen“
Gabath, die selbst diplomierte Pflegekraft im LKH ist, gibt Hagenauer recht: „Die MitarbeiterInnen geben alles, um eine hohe Qualität der Pflege zu gewährleisten. Auch in der Stadt hat man die SeniorInnenwohnhäuser saniert, um einen modernen Standard für die BewohnerInnen gewährleisten zu können“, und wundert sich: „Das alles hilft aber nichts, wenn es nicht ausreichend BewerberInnen und Pflegekräfte gibt. Die MitarbeiterInnen können sich nun mal nicht zweiteilen. Offenbar scheint das aber die Vorstellung der Landesregierung zu sein.“
Pflegekräftemangel – Der Bedarf steigt, das Angebot sinkt
Einer Studie im Jahr 2013 zeigte bereits, dass es bis 2020 zu einem Pflegekräftemangel von knapp über 900 Personen kommen wird. Zudem ist zwischen 2007 und 2017 auch die Zahl der PflegegeldbezieherInnen in Salzburg stark gestiegen. Bezogen im Jahr 2007 noch 18.190 Personen Pflegegeld, waren es im Jahr 2017 bereits 26.087 Personen. „Wenn man sich die demographische Entwicklung vor Augen führt, ist klar, dass der Pflegebedarf steigt. Vollkommen logisch also, dass wir auch mehr Fachkräfte brauchen. Man wusste schon 2013, dass es zu einem Mangel kommen wird. Die Stadt Salzburg übernimmt bereits seit langem ihren Teil der Verantwortung und bildet in der Not sogar eigene MitarbeiterInnen aus. Das Land hat die letzten Jahre das Thema Pflege ganz offensichtlich komplett ausgeblendet – das rächt sich jetzt “, resümiert Gabath.
Registrierung der Pflegeberufe im Sommer
„Anfang Juli startet die österreichweite Registrierung der Fachkräfte in Gesundheitsberufen. Damit werden europäische Standards erreicht. Die Auswertung wird uns zum Beispiel zeigen, welche Zusatzausbildungen unsere Pflegekräfte haben oder wer über ein Diplom verfügt, aber nicht mehr in diesem Bereich arbeitet“, erklärt Gabath. Durch die Registrierung wird es für Pflegekräfte einfacher, in ganz Europa zu arbeiten. In einigen EU-Staaten ist die Registrierung bereits Pflicht.
Pensionierungswellen müssen mitbedacht werden
„Die Auswertung der Registrierung wird auch Auskunft darüber geben, welches Durchschnittsalter die MitarbeiterInnen in den Gesundheitsberufen haben. Das wird uns zeigen, wann die Pensionierungswellen zu erwarten sind. Damit kommt eine weitere Herausforderung auf uns zu“, ist sich Gabath sicher.
Der Wolf wichtiger als die Großmutter?
„Unsere Landesregierung diskutiert über den Gitzentunnel und Wölfe. Für das Problem des Pflegekräftemangels scheint sie keinen Platz zu haben, obwohl mittlerweile alle betroffenen Institutionen vor dem selben Dilemma stehen. Landeshauptmann Haslauer und sein Regierungsteam müssen das Thema dringend angehen, um einen massiven Qualitätsabbau in der Pflege zu verhindern“, fordert Gabath von der Salzburger Landesregierung.